Der lange Weg zur Anerkennung der Neva Masquarade von Jadwiga Telega

 

Eine Neue Rasse : Neva Masquarade, die Schwesternrasse zur Sibirischen Katze

Die Feline Internationale Föderation (FIFe) hat entschieden, die Neva Masquarade als vorläufig anerkannte Rasse mit dem EMS Code "NEM" ab 1. Januar 2009 anzuerkennen. [auf Probe : Anm. Maimuna]
Schon seit langem hatte man immer wieder beobachten können daß in Würfen von Sibirischen Katzen, die ja als Naturrasse anerkannt sind, weiße Kätzchen fielen deren Ohren, Schnäuzchen, Pfötchen und Schwanz sich langsam dunkler färbten und die am Ende eine Zeichnung trugen, die man im Allgemeinen Colourpoint nennt. Dieses Phänomen wurde in felinologischen Kreisen über Jahre immer wieder beschrieben und diskutiert, um es irgendwie einordnen zu können. Man kam zu dem Schluß daß Sibirische Katzen in der Vergangenheit mit Maskenkatzen verpaart worden sein mußten.
Es macht heute keinen Sinn mehr, darüber nachzugrübeln, welche Rasse das nun genau gewesen sein könnte, die man da eingekreuzt hat, denn es waren mit Sicherheit mehrere Pointrassen. Zu diesem Schluß kommt man, wenn man die vielen verschiedenen Typen bei den Neva Masquarade Katzen sieht. Einige ähneln doch sehr einer Perserkatze, andere gleichen mehr einer Heiligen Birma und wieder andere sind einer Siamkatze wie aus dem Gesicht geschnitten. Doch trotz der Unterschiede im Typ dieser Beinahe-Sibirier erfreuen sich die Katzen zunehmender Beliebtheit, nicht nur in Rußland und Europa sondern auch auf anderen Kontinenten. In letzter Zeit hat der Bestand an Neva Masquarade Katzen zugenommen, so daß die Züchter ihre Nevas untereinander verpaaren können, ohne Inzucht betreiben zu müssen. Man ist auch im Begriff den Typ anzugleichen, indem man nur noch Sibirische Katzen einkreuzt.
Viele Züchter haben nun begonnen darüber nachzudenken, wie sie ihre Neva Masquarade Katzen einem der Standards der Zuchtverbände entsprechend einordnen könnten. Die Diskussion über die Zukunft der Nevas brachte nicht nur viele verschiedene Vorschläge sondern auch einige Mißverständnisse zu Tage. Von einigen wurde die Meinung vertreten, die Neva Masquarade sollte als eigenständige Rasse anerkannt werden während andere sie als eine besondere Farbvariante der Sibirischen Katze sahen.
Erstere Idee war auf Grund der Regeln zur Anerkennung einer neuen Rasse bei der FIFe kaum durchführbar. Die zweite Idee der Neva als Variante der Sibirischen Katze provozierte eine Menge offenen Protestes. Weil man Sibirische Katzen gemeinhin als eine Naturrasse klassifiziert, ist die Vorstellung einer Farbklasse Colourpoint gleichberechtigt neben den natürlich vorkommenden Farben sehr schwierig. Andererseits müßten die Züchter 5-Generationen-Stammbäume von Katzen aus verschiedenen Linien vorlegen können, bei denen alle Ahnen ausschließlich Nevas wären, um die Neva Masquarade als eine neue Rasse anerkannt zu bekommen.
Eine dritte Option wurde von dem polnischen Rasseverein "SIB CAT CLUB" in enger Zusammenarbeit mit den Vereinen "Neva Masquarade Fan Club" und "Nevaclub" vorgeschlagen, und zwar war das die Anerkennung der Neva Masquarade als einer Schwesternrasse zur Sibirischen Katze. Damit wollten wir auch einem Vorschlag aus anderen Ländern zuvorkommen, in dem die Neva Masquarade als eine Farbgruppe innerhalb der Rasse Sibirische Katze durchgesetzt werden sollte.
Nach einigem Bedenken entschied sich der Sib Cat Club dazu, eine Präsentation zu organisieren, die am 15. Dezember 2007 als Teil einer internationalen Katzenausstellung in Warschau stattfand. Die Mehrheit der auf der Ausstellung gezeigten Neva Masquarade Katzen stammte aus polnischen Zwingern, aber es gab auch einige Nevas aus russischen Zuchten, worüber wir uns sehr gefreut haben. 29 Neva Masquarade waren für die Ausstellung gemeldet, und nach sorgfältiger Auswahl wurden 15 davon den Mitgliedern der Richter- und Standardkommission offiziell vorgestellt. 12 der Katzen hatten einen 3-Generationen Stammbaum und 3 hatten einen vollständigen 5-Generationen Stammbaum mit Ahnen aus verschiedenen Linien.
Die Mitglieder der FIFE Richter- und Standardkommission waren Frau Thea Friskovec aus Slovenien, Miriam Klein-Gasbari aus Italien, Satu Hämälainen aus Finnland, Herr Steven I. Jones aus Norwegen und Martti Peltonen aus Schweden. Die Überprüfung auf Richtigkeit der Stammbäume und Zuchtdokumente wurde im Namen der Zucht- und Registrierungskommission von Herrn Ole Amstrup aus Dänemark vorgenommen. Die Richter sprachen den vorgestellten Katzen ein Lob aus, hier besonders den lynx points, sowie auch den Verantwortlichen für die gute Organisation und die Qualität der vorgelegten Dokumente. Nach Ablauf der Ausstellung sagte man uns daß unser Vorschlag, die Neva Masquarade Katzen als eine Schwesternrasse zur Sibirischen Katze anzuerkennen, auf der im Frühjahr stattfindenden Hauptversammlung der FIFe vorgestellt und diskutiert werden könnte.
Die polnische felinologische Federation "Felis Polonia" - FPL, die uns von Anfang an unterstützt hatte, erklärte sich dazu bereit, unseren Antrag bei der Hauptversammlung der FIFe vorzustellen. Nachdem wir all die nötigen Dokumente vorbereitet und in die drei offiziellen FIFe Sprachen übersetzt hatten, waren wir für die Versammlung bereit. Als Spezialistin für die Zucht Sibirischer Katzen wurde ich vom Vorstand von "Felis Polonia" eingeladen, an der Hauptversammlung der FIFe im Mai 2008 in Smokoviec in Slovakien teilzunehmen. Begleitet wurde ich dabei von einigen Züchtern von Neva Masquarade Katzen und ihren besten Tieren, die den Teilnehmern der Versammlung noch einmal vorgestellt wurden.
Das Datum des zweiten Tages der Hauptversammlung, der 30. Mai 2008, wurde besonders wichtig für die Züchter von beiden, den Neva Masquarade und den Sibirischen Katzen. An diesem Tag präsentierte Anna Wilczek, die Abgeordnete von "Felis Polonia", unseren Vorschlag mit sehr expressiven und überzeugenden Worten. Die nachfolgende Diskussion unter den Teilnehmern der Versammlung war sehr lang. Es wurde auch noch ein alternativer Vorschlag von dem Tschechischen Abgeordneten vorgestellt, der die Anerkennung der Neva Masquarade als einfache Farbvariante der Sibirischen Katze vorsah.
Unsere Bemühungen und unser Vorschlag wurden sehr von Ole Amstrup von der Zucht- und Registrierungskommission und von Thea Friskovec unterstützt. Einige Teilnehmer waren gegen das Konzept der Neva Masquarade als Schwesternrasse, obwohl der tschechische Delegierte seinen Vorschlag nach einem harten Vergleich der Standpunkte zurückgezogen hatte. Dadurch war der Ausgang der Wahl bis zum Ende sehr unsicher und die Atmosphäre auf der Versammlung wurde sehr angespannt.
Der Moment der Bekanntgabe des Wahlergebnisses durch den Generalsekretär der FIFe, Herrn Eric Reijers, war für mich, für die polnische Delegation und die Züchter der Neva Masquarade Katzen, die nach Smokoviec gekommen waren um ihre Katzen zu zeigen, wirklich etwas ganz besonderes. Nachdem wir erfuhren daß unser Vorschlag, die Neva Masquarade Katzen als Schwesternrasse der Sibirischen Katze anzuerkennen, angenommen war, begann für uns ein Fest der Freude und der Glückwünsche.
Der Beschluß der Anerkennung der Neva Masquarade als Schwesternrasse der Sibirischen Katze mit dem EMS-Code NEM tritt am 1. Januar 2009 in Kraft. Das ist ein großer Erfolg aber auch eine Herausforderung für die Züchter beider Rassen : der Sibirischen Katze und der Neva Masquarade. Der vorläufige Status ist für die Züchter der Neva Masquarade Katzen eine Prüfungszeit, während der die Augen der Felinologen aus aller Welt auf sie gerichtet sind und ihre Bemühungen um die Entwicklung und Standardisierung der NEM beobachtet werden.
Die Zuchtziele der Neva Masquarade sollten in Übereinstimmung mit den Empfehlungen der FIFe Kommissionen stehen, welche diese sowohl während der Ausstellung in Warschau als auch auf der Hauptversammlung in Smokoviec ausgesprochen haben. Neva Masquarade Züchter sollten sich auf das folgende konzentrieren:
Ausrichtung des Typs und vor allem des Kopfes nach dem Standard der Sibirischen Katze
Verbesserung der Fellstruktur, da diese bei den meisten Neva Masquarade Katzen zu weich ist
Intensivierung der blauen Augenfarbe
Erweiterung des Bestandes von Neva Masquarade Katzen in den einzelnen Farbgruppen
Eine der wichtigsten Empfehlungen der FIFe Kommissionen bezieht sich auf die Regeln zur Verpaarung der NEM Katzen mit den SIB. "Schwesternrassen" ist es per Definition erlaubt sich miteinander zu verpaaren aber die Regeln für eine solche Verpaarung müssen individuell in jedem einzelnen Fall ausgehandelt werden. ! ? !
[Zuchtrichtlinien SIB - Sibirische Katze : Jede Kreuzung mit einer anderen Rasse ist verboten, verwandte Rassen - keine, empfohlene Kreuzung - keine !] Anm. Maimuna
Der Beschluß die Neva Masquarade Katzen anzuerkennen, soll vor allem den Züchtern der Neva Masquarade dabei helfen, einen einheitlichen Standard für ihre Katzen zu entwickeln. Die Sibirischen Katzen als schon lange existierende Naturrasse brauchen natürlich keine Hilfe dabei. Ihr Typ ist bereits Standard und überall gut bekannt. Darum macht es wenig Sinn, die Neva Masquarade in Zuchtprogrammen für Sibirische Katzen einzusetzen.
Ab dem 1. Januar 2009 ist es den Neva Masquarade Katzen (NEM) erlaubt, den neuen Regeln entsprechend an den Ausstellungen der FIFe teilzunehmen. Sie partizipieren in zwei Gruppen
Gruppe 1 - alle Farben ohne Weiß
Gruppe 2 - alle Farben mit Weiß
Die Regeln während der Zeit der Prüfung sind für alle neuen Rassen gleich und sind wie folgt : Während der Phase der vorläufigen Anerkennung als neue Rasse können die Katzen nur Titelanwartschaften bis zum Champion/Premior (=Kastrat) und Internationaler Champion/Internationaler Premior erwerben.
Die Katzen können keine Nomination erhalten und dürfen nicht an der Best in Show Auswahl teilnehmen.
Wir sind der festen Überzeugung daß die Neva Masquarade Züchter ihr Ziel, einen einheitlichen Standard für die NEM zu schaffen, erreichen werden. Sie werden in den kommenden 2 bis 3 Jahren umsichtig und in bester Weise züchterisch in dieser Richtung tätig sein. Wir als Züchter der Sibirischen Katze möchten ihnen helfen und ihnen mit unserem Rat zur Seite stehen, wann immer sie unsere Unterstützung brauchen.
Allen Züchtern von SIB und NEM Katzen möchte ich alles Gute für ihre Zuchtpläne wünschen sowie die volle Anerkennung der NEM Katzen in der Zukunft.

President of "SIB CAT CLUB" in Felis Polonia
Jagoda Telega

 
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